Unter der Überschrift und gleichsam rhetorischen Frage „Dienen die Kapitalmärkte dem Menschen, dienen die Buchmärkte der Literatur?“ überrascht Gerhard Falkner mit einem wuchtig intellektuellen und wunderbar polemischen Kommentar zum Zeitgeschehen (überraschend deshalb, weil es endlich mal wieder um etwas anderes geht als um internes Geplänkel in der Lyrikszene). Neben einer treffenden Auslassung zum Thema „Kapitalmarkt“ setzt sich Falkner mit der Bankrotterklärung des deutschen Buchmarktes auseinander. Der Vermarktbarkeit von (vornehmlich importierter) „Literaturimitation“ setzt er etwas anderes entgegen:
Der „höhere Sinn von Literatur“ ist aber nicht die Unterhaltung, obwohl kein Vernünftiger je Einwände erhebt, wenn die sich erfreulicherweise dazugesellt, die Aufgabe von Literatur ist es, an exemplarischen, narrativen oder imaginativen Erzähl- oder Dichtungsbeispielen den jeweiligen Stand von Sprache, Bewusstsein, Mitteilung oder Erzählung mit dem jeweiligen Stand der aktuellen Lebenskultur und den unaufhörlichen Neuerfindungen der gesellschaftlichen, kulturellen und interkulturellen Diskurse vorzuführen und abzugleichen, denn (auch wenn das viele schon wieder vergessen haben,) die Welt ist eine Erfindung der Sprache, und Sprache ist die Aufgabe von Literatur, mit anderen Worten, ohne Literatur stagniert Welt.
Quelle: http://www.poetenladen.de/gerhard-falkner-kranichsteiner-rede.htm
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